Was ist der Tod für uns?
Welche Beziehung hast Du zum Tod? In unserer Gesellschaft wird der Tod ja in erster Linie tabuisiert und in zweiter Linie als etwas Beängstigendes, Schlimmes dargestellt. Im Alltag gibt es sowas nicht – die Leichenwägen sind mit Vorhängen verkleidet, wenn jemand stirbt, wird er sofort abgeholt, es wird niemand mehr offen aufgebahrt. Die verstorbenen Seelen haben keine Zeit mehr für einen Übergang und wir menschlichen Seelen keine Zeit mehr, um wahrzunehmen und zu realisieren. Keine Zeit zu trauern. Deshalb ist Trauer auch etwas, mit dem wir nicht gut umgehen können – deshalb wird sie auch gleich am besten aus der Öffentlichkeit verbannt. Alles wird schnellstmöglich unter den Teppich gekehrt. Denn wir sind ja unsterblich, schauen immer jung aus und sind ewig fit wie Turnschuhe und wir tun auch alles dafür, damit das mindestens so lange so bleibt, bis wir 100 sind. Graue Haare, undefinierte Körper und Falten darf es auch nicht geben. Der Tod ist etwas, das wir nicht sehen wollen und wenn wir ihm ins Auge blicken müssen, dann bitte so kurz wie möglich – schnell wird wieder zum Alltag zurückgekehrt. Wir müssen ja funktionieren.
Tod bedeutet Trauer und Schmerz - oder?
Was will ich damit sagen? Wir verbinden den Tod meist mit Trauer, Verlust, Schmerz und dann ist es in unserer Gesellschaft auch nicht erwünscht, den damit verbundenen Gefühlen freien Lauf zu lassen. Verluste werden weggewischt oder im stillen Kämmerlein betrauert. Es wird impliziert: Tod ist Trauer und Schmerz, weil es dann vorbei ist und wir den Verstorbenen nie wiedersehen. Oder fühlen. Die Verbindung ist gerissen. Tod ist negativ und negativ wollen wir nicht haben.
Mein Leben und der Tod
Anfang Januar ist meine Patentante gestorben und mir ist aufgefallen, wie viele Todesfälle ich bereits erlebt und welch ein schmerzhaftes Verhältnis ich zu diesen Ereignissen habe. Seit meinem 8. Lebensjahr sind viele Menschen aus meinem näheren Umfeld gegangen. Im Alter von 0 bis 95, natürlich gestorben, nach Krankheit und einem langen Leidensweg, plötzlich und unerwartet, viel zu jung, aus eigenem Willen oder aus Ärztepfusch. Oder weil sie einfach ihr Leben in vollen Zügen gelebt haben und es dann an der Zeit war. Da mein Vater das jüngste von 6 Kindern ist, ist meine Familie zudem auch um ein ganzes Stück älter. Die meisten Tanten und Onkel sind nicht mehr da.
Mir ist sehr bewusst geworden, wie sehr sich meine Haltung zum Leben durch diese vielen „Trauerfälle“ (auch ein interessantes Wort, oder?) gefärbt hat. Dabei hat mir zuletzt besonders ein Todesfall die Sicht auf das Leben verschleiert.
Und dann ist nichts mehr wie es war...
Wenn Du mir schon länger folgst bzw. mich kennst, dann weißt Du, dass meine Oma ein sehr wichtiger Mensch in meinem Leben ist. Sie war wie eine Mama für mich. Mein sicherer Hafen und meine Quelle der bedingungslosen Liebe. Ich habe ihr angesehen, wie stolz sie auf mich war, abgesehen davon, dass sie es auch gesagt hat. Und obwohl sie aus einer komplett anderen Zeit kam, konnte ich alle Themen besprechen, die für ein junges Mädchen und dann für eine Frau von Bedeutung sind. Sie war immer für mich da – mit offenem Herzen und bedingungsloser Liebe.
Sie ist im Juni 2016 im Alter von 94 Jahren gegangen. Ich war im 9. Monat mit meinem Sohn schwanger. In völlig klarem Bewusstsein hat sie sich von mir verabschiedet und in vollem Bewusstsein ist sie gegangen. Ich konnte ihr noch alles sagen, was ich ihr sagen wollte. Sie konnte mir noch einiges sagen, was ihr wichtig war. Alles war gut. Besser hätte es nicht sein können. Sie hat ihr Leben gelebt, sie musste keine Qualen erleiden, sie hatte kaum Schmerzen.
Wenn die Liebe mitstirbt
Und dennoch war mit ihrem Tod etwas in mir mitgestorben. Das ist jetzt 6,5 Jahre her. Seitdem war nichts mehr wie vorher. Es hat sich so angefühlt, als wäre mein Fundament gebrochen und als wäre ich entwurzelt. Ihr Tod war ein großer Verlust für mich. Sie war nicht mehr da – der Schmerz war groß. Den Schmerz wollte ich aber nicht zulassen, denn ich wollte meinen Sohn in meinem Bauch und auch meine kleine, damals 2-jährige Tochter nicht belasten. Und so habe ich versucht zu funktionieren. Während ich funktionierte, konnte ich nur selten an meine Oma denken. Sobald ich ihr Bild gesehen oder an sie gedacht habe, kam der große Schmerz in mir auf – mein Hals schnürte sich zu, das Herz brannte und Tränen schossen in meine Augen. Ich fühlte mich verlassen und alleine. Dieses große Gefühl der bedingungslosen Liebe, das ich mit ihr verband, war nicht mehr spürbar.
Getrieben und entwurzelt
Im Nachhinein betrachtet wurde mein Leben nach ihrem Tod lieblos und es legte sich ein schwerer, dunkler Schleier darüber. Als wäre die Liebe und Lebensfreude mitgestorben. Vieles ist seit ihrem Tod in meinem Leben einfach schiefgelaufen. Zudem war ich wie getrieben und entwurzelt. Wusste nicht mehr, wer ich bin und wo ich hingehörte. Wir bezogen ein neues Zuhause, das durch viel Ärger beim Umbau und den damit verbundenen Stress emotional für mich kein nährendes Zuhause mehr sein konnte. Ich wusste nicht, wie es für mich beruflich weiter gehen soll. Ich traf immer wieder auf Personen, die mir meine Energie raubten oder mich benutzten. Also lieblos mit mir umgingen. Unser Itailen-Abenteuer wurde statt der Verwirklichung eines Lebenstraums eine Odyssee und ein Beziehungskiller. Es war eine anstrengende, sehr herausfordernde und kräftezehrende Zeit.
Sit with it - dem Schmerz Raum geben
Doch in Italien begann sich etwas zu bewegen, was zwar erstmal auch nicht schön, aber dann sehr heilsam war: der Schmerz begann sich Raum zu verschaffen. Endlich wurde ich zum Fühlen „gezwungen“. Die ganze Trauer, der angestaute Schmerz brach aus mir heraus. Und so wurde meine Zeit am Meer der Beginn meiner Heilung. Schicht um Schicht löste sich aus meinem System. Ich konnte Ballast abwerfen und loslassen. Gefühle konnten gefühlt und dann losgelassen werden.
Auch mein Körper reagierte prompt, denn er zeigte mir, wo er den Schmerz abgespeichert hatte. Und so bekam ich übelste Unterleibsschmerzen. Der Arzt im Krankenhaus in Fano konnte nichts feststellen und führte es auf die klimatische Umstellung zurück, der man „im Urlaub“ ausgesetzt ist. Ihm zu sagen, dass wir schon 5 Monate da sind, habe ich uns erspart…
Energetisch ist der Unterleib dem Wurzelchakra zugeordnet und das steht für Urvertrauen, Sicherheit, Stabilität, Lebenskraft und Erdung. All das war nicht mehr in mir zu spüren…
Neben dem anstehenden Schulstart und der nicht vorhandenen Wohnung waren auch diese Beschwerden mit ein Grund, warum ich im August beschlossen habe, zunächst alleine mit den Kindern zurück nach Deutschland zu gehen und die Verwirklichung unseres Traumes vorzeitig zu beenden.
Aus der Kraftlosigkeit in die Heilung
In Deutschland angekommen war auch wieder Zeit und Raum, mich besser um mich zu kümmern. Der Schmerz war aber immer noch da. Yoga und Energiearbeit, die ich für mich selbst machte, löste kleine Schichten, aber das Grundgefühl blieb. Zusätzlich war ich nach unserer Rückkehr völlig lost und kraftlos. Kein Job, ein geplatzter Traum, keine Ahnung wie es weiter gehen sollte.
Das war der Grund, warum ich mir aus verschiedenen Richtungen Unterstützung holte. Ich machte Familienaufstellungen, die sehr aufschlussreich waren. Besuchte eine ayurvedische Heilbehandlung, die unglaublich nährend und wohltuend war. Zuletzt bat ich eine energetische Heilerin um Unterstützung.
Meine Konditionierungsformel
Was ich über sie erfahren durfte, ist schwer in Worte zu verfassen, aber ich versuche es, weil es meine Welt so viel heiler gemacht hat und es Dir vielleicht auch hilft:
Mein energetisches Fundament war tatsächlich mit dem Tod meiner Oma gebrochen – durch meine Konditionierung auf die Überzeugung: „Tod und Sterben bedeuten Verlust und Schmerz“ wurde die Verbindung der bedingungslosen Liebe zu meiner Oma unterbrochen. Ich konnte ihre Liebe nicht mehr spüren und meine nicht mehr fließen lassen. Ich war einem großen Missverständnis aufgesessen, dem wir Menschen auf dieser Welt sehr oft aufsitzen und das so lautet: Wir sind getrennt von anderen (Menschen), mit dem Tod ist alles zu Ende und es gibt keinerlei Verbindung mehr zwischen den Toten und den Lebenden. Dass letzteres nicht so ist, durfte ich vorher schon mehrmals erfahren…aber die Überzeugung, dass Tod Schmerz bedeutet war bei mir so stark verinnerlicht, dass ich die Liebe nicht mehr spüren konnte.
Seelen reisen
Ich bin der Überzeugung, dass wir Seelen sind, die sich entschieden haben im Körper eines Menschen Erfahrungen zu machen. Vor dieser menschlichen Reise und danach sind wir Seelen ohne einen Körper, wie wir uns ihn vorstellen. In einer anderen Form, die wir uns als Menschen in unserer materiellen Welt vielleicht so gar nicht vorstellen können. Wir sprechen uns als Seele vor unserer Reise als Mensch auf der Erde mit anderen Seelen ab. Wer mitkommt und was wir gemeinsam erleben wollen. Wir haben vielleicht Seelenverträge vereinbart und machen uns einen Seelenplan, dem wir dann auf der Erde folgen wollen. Wir haben eine Seelenfamilie, die uns liebt, unterstützt und begleitet. Und diese liebende Verbundenheit zu unserer Seelenfamilie ist immer da – egal, ob wir Seelen in einem Körper oder Seelen ohne Körper sind. Lediglich durch menschliche Konditionierungen oder bestimmte Ereignisse, die energetisch auf uns wirken, kann dieser Strom der Liebe unterbrochen werden.
Aus der Trennung in die Liebe
Ich habe mich durch den Tod meiner Oma abgetrennt. Abgetrennt von ihrer Liebe, abgetrennt von meiner Lebenskraft, abgetrennt von der großen Liebe, die ich meinen Lieben hier und anderswo zu geben habe. Dank der Heilsitzung konnte meine Konditionierung „Tod bedeutet Schmerz und Verlust“ aufgelöst, mein Fundament geheilt und mein Strom der Liebe wieder zum fließen gebracht werden. Meine Konditionierung durfte der Überzeugung weichen, dass wir immer mit unseren Lieben verbunden sind. Immer.
Meine Unterleibsschmerzen sind weg. Ich fühle wieder Liebe. Und ich kann mich jederzeit mit meiner Oma in bedingungsloser Liebe verbinden und die Liebe, die sie für mich hat, spüren. Der Schmerz durfte der Liebe weichen. Der Tod durfte der Lebensenergie weichen. Tod ist kein Verlust und Schmerz, sondern lediglich eine Transformation in eine andere Form. Ich finde, dieses Bild ist so heilsam und für mich so viel stimmiger.
Wenn ich jetzt das Bild meiner Oma ansehe, fühle ich ihre große, bedingungslose Liebe. Wenn ich in mein Herz fühle, fühle ich keinen Schmerz mehr, sondern eine große, bedingungslose Liebe zu ihr. Und ich kann sie wieder fließen lassen, diese unendliche Liebesenergie, die ich zu geben habe.
Wir sind Gestalter unseres Lebens
Wir menschlichen Seelen auf dieser Erde haben zudem eine große Fähigkeit, die unser Leben in jedem Moment verändern kann: Entscheidungsfähigkeit.
Wir können uns in jedem Moment entscheiden:
Was will ich glauben? Was will ich in meinem Leben haben? Wie will ich mich fühlen? Wie will ich leben?
Ich entscheide mich:
– für die Liebe und gegen Schmerz und Angst
– für die Fülle und gegen Mangel
– für die Freude und gegen Schwere
– für Verbundenheit und gegen Trennung
– für die Buntheit und gegen die Farblosigkeit
– für die Lebendigkeit und gegen die Starre
Ich entscheide mich für das Leben.
Für was entscheidest Du Dich?