Aus dem Strudel zu “Nichtmehrweiterwiebisher”
Du stehst gerade an einem Punkt in Deinem Leben, an dem es so nicht mehr weiter geht. Irgendetwas ist in Deinem Inneren – oder auch im Aussen – passiert, das Dich aus dem Alltagsstrudel gespuckt hat. Und nun sitzt Du vielleicht etwas irritiert am Rand des Strudels, schnappst nach Luft und fragst Dich, was Du eigentlich die ganze Zeit getan hast. Wie es so weit kommen konnte. Weil das alles, womit Du viel Zeit in Deinem Leben verbringst, sich so gar nicht nach Dir anfühlt. Oder nicht mehr.
Was ist passiert? Es scheint, als hättest Du in letzter Zeit Deine Werte ignoriert. Oder es ist etwas eingetreten, was Dich dazu veranlasst, Deine Werte zu überdenken und neu zu definieren.
Aber was sind denn diese Werte?
Hier mal eine hoch-offizielle Definition:
“Als Werte bzw. Wertvorstellungen bezeichnet man unter anderem Eigenschaften bzw. Qualitäten, die als erstrebenswert, in sich wertvoll oder moralisch gut betrachtet werden , und die Objekten, Ideen, Sachverhalten, Handlungen aber auch Menschen zugeschrieben werden. Werte sind in der Psychologie also bewertende Gedanken zu wichtigen Dingen im Leben wie etwa zur eigenen Person, zu Freunden oder zur Gesellschaft, und stellen darüber hinaus allgemeine Präferenzen dar, die eine Aussage darüber machen, was gut oder schlecht ist und letztlich geben sie den Maßstab vor, wie die bewerteten Objekte sein sollten. Werte sind nicht angeboren, sondern werden vor allem in der Familie, der Peer-Group oder später im Berufsleben erworben, häufig auch unbewusst durch Nachahmung und Lernen am Modell. Werte sind dabei ein bestimmendes Element im menschlichen Leben, denn sie definieren für den Einzelnen aber auch die Gruppe, was wichtig ist und was unwichtig. Darüber hinaus sind Werte ein Baustein der Identität, denn Menschen definieren sich über Maßstäbe, die Werte vorgeben. Werte sind ein Motor der Motivation und bestimmen zu einem großen Teil die Ziele des Lebens, wobei daraus häufig Konflikte entstehen, wenn Werte aufeinanderprallen, die nicht miteinander vereinbar sind (Wertekonflikt). Werte unterliegen einem ständigen Wandel und sind auch abhängig von der jeweiligen Kultur (Wertewandel). (Stangl, 2023).”
Quelle:
Stangl, W. (2023, 18. April). Werte – Online Lexikon für Psychologie & Pädagogik.
Soweit so gut die offizielle Definition. In meinen Worten bedeutet das:
Deine Werte sind das, was Dir wirklich wirklich wichtig ist und wonach Du Dein Leben ausrichten willst. Sie stehen – wie Dein Leben auch – nicht fest, sondern verändern sich mit Deinen Erfahrungen.
Wozu brauche ich Werte?
Deine Werte sind Teil von Deinem Lebenskompass und Deiner Identität. Sie helfen Dir – neben Deiner Intuition – die Wellen Deines Lebens so zu reiten, dass es sich für Dich gut anfühlt. Dass Du das Gefühl hast, im Einklang mit Dir selbst zu leben. Sie helfen Dir Entscheidungen zu treffen, Herausforderungen zu lösen oder einfach nur Deinen Alltag zu gestalten.
Was passiert, wenn ich meine Werte nicht beachte?
Manchmal lassen wir unsere Werte ausser Acht. Aus welchen Gründen auch immer handeln wir dann anders, als es sich eigentlich für uns gut anfühlen würde. Die Gründe dafür können vielfältig sein: Uns ist es wichtiger bei anderen nicht anzuecken, wir wollen Konflikte vermeiden, wir wollen nicht auffallen, wir wollen nicht ausgegrenzt werden, usw.
Die Folge ist: wir ecken nicht an, vermeiden Konflikte, fallen nicht auf und werden nicht ausgegrenzt.
Aber wir fühlen uns nicht gut. Je nach dem, wie lange und wie weit das Ganze geht, kann Dein Leben dann in Schieflage geraten…oder auch Deine Gesundheit…
Und hier schließt sich der Kreis, denn irgendwann fühlen wir uns dann so fremd in unserem Leben, dass es nicht mehr auszuhalten ist und wir werden durch irgendein Ereignis aus dem Strudel gespuckt…
Wie finde ich meine Werte?
Wie kannst Du Klarheit über Deine Werte erhalten? Dafür gibt es ganz verschiedene Wege. Ich kann Dir zwei Möglichkeiten von Herzen empfehlen.
Erste Möglichkeit: Werte-Journaling
Nimm Dir Dein Notizbuch oder Deine Notiz-App zur Hand und schreibe folgende Frage auf:
”Was ist mir wirklich wirklich wichtig im Leben?”
Und dann geht es los: schreib UNGEFILTERT alles auf, was nun kommt. Ohne nachzudenken, zu bewerten oder zu selektieren. Lass es fließen.
Wenn Du damit fertig bist, lies Dir alles nochmal durch und schau, ob Dir bestimmte Schlagworte ins Auge stechen. Markiere sie und schreib sie Dir in einem zweiten Schritt heraus. Je nachdem, wieviele Schlagworte rauskommen, stellst Du jetzt immer zwei Werte gegenüber. Welcher der beiden ist Dir wichtiger? Markiere den, der wichtiger für Dich ist. Mache diese Gegenüberstellung so lange, bis Du etwa 4 – 5 Werte übrig hast. Das sind Deine wichtigsten Werte, nach denen Du Dein Leben ausrichten solltest.
Zweite Möglichkeit: Werte-Liste
Lade Dir hier einfach die Werteliste herunter, druck sie Dir aus und lies sie durch. Dann gehe wieder ähnlich wie oben vor: Streiche Dir die Werte an, die Dich “anspringen”. Und dann selektiere wieder, bis Du auf Deine 4 – 5 Kernwerte kommst.
Und wie kann ich dann nach meinen Werten leben?
Frag Dich bei jeder Entscheidung, Frage oder Herausforderung, die sich Dir bietet:
“Entspricht dies meinen Werten?”
Ja? Go for it!
Nein? Mache es Deinen Werten entsprechend passend.
Werte im Wandel
Werte verändern sich im Laufe des Lebens durch verschiedene Ereignisse, Erfahrungen und unserer persönlichen Weiterentwicklung. Es lohnt sich, immer mal wieder einen Blick auf seine Kernwerte zu werfen und sie einer Inventur zu unterziehen.
Passen es noch oder kann das weg?
Dürfen neue Werte bei Dir einziehen oder fühlen sie sich immer noch rund und stimmig für Dich an?